Mapping Diskriminierung

Mapping Diskriminierung und künstlerische Freiheit

Iran

Mana Mira, Partnerin aus dem Iran, wählte das Thema “Discrimination” und involvierte einige Künstler*innen in das Projekt.

Begründung ihrer Themenwahl:

 

„Es gibt keine Ketten oder Schlösser,

warum leben wir alle in Gefangenschaft?“

Rumi (1207-1273)

 

Als Kunstlehrerin und Künstlerin versuche ich seit Jahren Schönheit sowohl als ästhetische Methode als auch als gesellschaftliche Einflussnahme  zu begreifen und zu gestalten. Ich bin eine Anhängerin jener Denker*innen und Künstler*innen, die Kunst nicht nur als Hobby, sondern als eine Lebenseinstellung und als Lebensstil betrachten.

Aber nach allem, was ich bisher erfahren habe, leben diejenigen, die so denken, in einer stillen, unbeachteten Welt, einer Welt, in der sie weder gesehen, noch gehört, noch verstanden werden. Diese Erfahrungen brachten mich zum Nachdenken über die Gründe, warum künstlerische Arbeiten ungesehen und unverstanden bleiben. Auch darüber, mit welchen Hindernissen wir in heutigen Gesellschaften konfrontiert sind. Was sind die unsichtbaren Ketten und Schlösser, die uns gefesselt halten? Der Hauptgrund, der üblicherweise von Medien oder allgemeinen Psychologiebüchern usw. propagiert wird, ist die Inkompetenz und Unfähigkeit des/der Einzelnen.

Soziale und politische Systeme wollen nicht für ihre Unzulänglichkeiten kritisiert werden. Stattdessen laden sie die Probleme auf den Schultern der Mitglieder der Gesellschaft ab. Keinesfalls können die Hindernisse auf dem Weg zur individuellen Entwicklung, zum kollektiven Bewusstsein und zum künstlerischen Schaffen auf die Inkompetenz des/der Einzelnen beschränkt werden. Um diesen Zusammenhang besser verstehen zu können, habe ich dieses Thema zum Inhalt des künstlerischen Projekts gemacht.

Ich habe mich mit einigen Künstler*innen und Aktivist*innen aus dem Kulturbereich beraten und sie gebeten, ihre Erfahrungen jeweils auf ihre eigene Art und Weise mitzuteilen und so entstand eine Sammlung von Bildern, Illustrationen und einigen gefilmten Interviews. Vor diesem gemeinsamen Austausch dachte ich immer, dass das Hauptproblem in den psychologischen Tabus, der Selbstzensur, der Verbreitung von Gerüchten über Künstler*innen und der Abschottung der Menschen von Gedanken und Ideen durch die Gesellschaft seinen Ursprung hat...

Aber jetzt ...

Jetzt glaube ich, dass sich all diese Probleme und Barrieren in einem Wort zusammenfassen lassen und das ist "Diskriminierung". Diskriminierung wirkt wie eine unsichtbare Kette, die allgegenwärtig ist und sich in verschiedenen Formen manifestiert. Ich möchte mit euch all diese künstlerischen Ausdrucksformen teilen und von den Hindernissen hören, mit denen ihr in einer anderen Kultur konfrontiert seid. Wir können diese Hindernisse überwinden, indem wir alle unsichtbaren Ketten sichtbar machen. Ich wünsche mir, dass eines Tages alle Künstler*innen frei schaffen und gesehen werden können, denn zu Sein bedeutet verstanden zu werden.“ Mana Mira

Interne Ausstellung im Iran im Februar 2021 mit unterschiedlichen Arbeiten zum Thema "Diskriminierung"